Geschichte vom Casino Monte Carlo

Das kleine Fürstentum Monaco war nicht immer so reich wie heute. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der schmale Landstrich zwischen französischer und italienischer Mittelmeerküste politischer Spielball zwischen den Nationen und wurde mal von dem einen, dann wieder von dem anderen Staat annektiert. Monaco hatte weder einen Eisenbahnanschluss noch Touristen – von wohlhabenden Privatiers ganz zu schweigen. Bis die Grimaldis auf die Idee kamen, den Staatshaushalt mit Hilfe einer Spielbank, dem Casino Monte Carlo, aufzubessern.

Im Jahr 1856 vergab Fürst Florestan die erste Lizenz an zwei Franzosen, die das Casino zunächst in einer größeren Villa in Hafennähe einrichteten. Nachdem die erhofften Gewinne ausblieben, gaben die Betreiber ihre Konzession wieder ab. Die Bilanzen der Nachfolger wiesen auch nur Verluste aus. 1858 wurde der Grundstein für den Bau des heutigen Casinos legt, das 1863 eröffnet wurde. Und weil das Unternehmen endlich florieren sollte, holte man sich die Hilfe eines Fachmanns, der sich im Metier europäischer Spielbanken auskannte: François Blanc.

Blanc hatte durch seine erfolgreiche Gründung der Spielbank in Bad Homburg bereits Ruhm erlangt. Der erfahrene Geschäftsmann erkannte sogleich die ungünstige Situation, denn er bisherige Misserfolg war auf den Mangel an Hotels und der entsprechenden Infrastruktur zurückzuführen. Wie sollten spielfreudige Bürger auch ohne unzureichenden Bahnanschluss den unwirtlichen Felsen an der Riviera passieren? Da lag es näher, sein Glück in den mondänen Kurorten des übrigen Europas zu versuchen. François Blanc übernahm die Konzession für 50 Jahre, gründete die Société des Bains de Mer et du Cercle des Étrangers à Monaco (SBM), sorgte für den Bau von Hotels, baute die Uferstraße und die Bahn aus und die Touristen kamen.

Die ersten Jahre des Casinos brachten dem Kleinstaat enorme Gewinne ein. 1869 schaffte Charles III. schließlich alle direkten Steuern für Privatpersonen ab. Diese Maßnahme zog endlich die lang ersehnten Neubürger an, die sich ihr Domizil im klimaverwöhnten Monaco errichteten. Davon profitierten auch die Geschäftsleute der umgebenden Städte und Gemeinden. Bald erfuhr die gesamte Region einen wirtschaftlichen Aufschwung. In den Folgejahren finanzierte das Fürstentum sämtliche Staatsausgaben aus den Gewinnen der Spielbank, bis der Erste Weltkrieg dem ein Ende setzte. Camille Blanc, ein Sohn des mittlerweile verstorbenen François Blanc, entpuppte sich als Direktor des Casinos zudem als wenig vielversprechend. Dem Staat drohte abermals der finanzielle Ruin. Deswegen wandte sich Fürst Albert I. in seiner Not an Basil Zaharoff, seines Zeichens einflussreicher Waffenhändler aus Griechenland. Dieser sagte dem Fürsten ein Darlehen über 1 Million Pfund Sterling zu – unter der Bedingung, dass er das Casino übernehmen könne. Über Mittelsmänner kaufte Zaharoff einen Großteil der SBM auf und ersetzte am 18. Mai 1923 den glücklosen Camille Blanc durch Alfred Delpierre. Nach dem Tod seiner Frau verlor Zaharoff jedoch das Interesse am Casinobetrieb und verkaufte seine Anteile unter anderem an das Bankhaus Dreyfus & Company.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stagnierten die Umsätze erneut und wieder nahm sich ein reicher Grieche der Sanierung an: der Reeder Aristoteles Onassis. Fürst Rainiers III. Hochzeit mit Grace Kelly und das Geld von Onassis führten das Casino aus der finanziellen Schieflage heraus. Seit einigen Jahren ist es etwas stiller geworden um die legendäre Spielbank. Doch noch immer tragen deren Einnahmen zum Staatshaushalt bei.

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